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Für betreuende Angehörige: Alltagsgestaltung mit Demenz

Was fällt Angehörigen im Umgang mit Menschen mit Demenz schwer? Wie können Familienangehörige Menschen mit Demenz helfen? Im Kurs des SRK «Alltagsgestaltung mit Demenz» erhalten Sie wichtige Tipps für den Umgang mit Demenz im Alltag. Wir haben einen Kurs besucht.

Reportage vom 4. Dezember 2025

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Im Kursraum des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) in Chur bewegen sich alle zum Takt der Musik und singen ein Jodel-Lied mit. Kursleiterin Jolanda Casutt fragt, wie es uns geht. «Sehr gut», sagen alle zwölf Frauen, die an diesem Samstag im Herbst den Kurs «Alltagsgestaltung bei Demenz» des SRK Graubünden besuchen. «So könnte es auch den Menschen gehen, die ihr betreut. Musik ist etwas vom Einfachsten, was ihr gemeinsam machen könnt.»

Die Teilnehmerin Annina Steinemann erzählt von einem Demenz-Betroffenen, der nicht mehr sprechen, aber singen kann. Manuela Tobler, 57, besucht den Kurs, weil ihr Schwiegervater seit einem Jahr erste Anzeichen einer Demenz zeigt. «Er merkt selbst, dass er immer verwirrter wird. Das macht ihn wütend. Es ist wie eine Persönlichkeitsveränderung, die wir beobachten.» Sie erwartet heute hilfreiche Tipps und möchte aus den Erfahrungen der anderen lernen. Sie möchte erfahren, wie man den Betroffenen mit Humor und Herzlichkeit begegnen kann.

In die Welt von Menschen mit Demenz eintreten

Humor und Herzlichkeit – beides passt zur Kursleiterin Jolanda Casutt. Mit ihrer empathischen Art gewinnt die 56-jährige diplomierte Fachfrau für Aktivierung und Alltagsgestaltung auf Anhieb die volle Aufmerksamkeit. Sie erklärt, dass Menschen mit Demenz in einer anderen Welt leben. Für sie ist das, was sie erleben und was sie sehen, immer die Wahrheit. Als Aussenstehende sollten wir Menschen mit Demenz nicht korrigieren oder ihre Wahrnehmung infrage stellen.

Dennoch ist es wichtig, ehrlich zu bleiben. Auch von Demenz betroffene Menschen erleben immer wieder klare Momente, in denen sie die Realität bewusst wahrnehmen. In seiner eigenen Welt hat jedoch der Mensch mit Demenz immer recht. Es ist die Aufgabe der begleitenden Person, in diese Welt einzusteigen. «Das gelingt uns, indem wir den Menschen mit Demenz aktivieren», erklärt Jolanda Casutt. Dies sei sehr wichtig: «Ohne Aktivierung versinkt ein Mensch in seiner Einsamkeit, ja in der Isolation.» Bereits alltägliche Handlungen wie eine freundliche Begrüssung seien eine Aktivierung.

In einem Seminarraum bläst eine rund 50-jährige Frau in eine Pfeiffe, drei andere Frauen schauen zu.
Kursleiterin Jolanda Casutt erzeugt mit der Wasservogelpfeife ein Vogelgezwitscher. Manuela Tobler - auf dem Foto die Zweite von links - hört fasziniert zu. Ein vertrauter Klang oder Musik ist eine Möglichkeit, um einen Menschen mit Demenz zu aktivieren.

Rituale geben Sicherheit im Alltag

Rituale geben einem Menschen mit Demenz Sicherheit. Wiederholungen helfen ihm. Sie geben ihm das gute Gefühl, etwas zu können. Ergänzend dazu ist eine Aktivität sinnvoll, die zur betreuten Person passt. Etwas, das sich mindestens einmal wöchentlich gemeinsam machen lässt. «Seid ganz da. Schenkt der Person mit Demenz eure volle Aufmerksamkeit und seid neugierig!», rät die Kursleiterin, wenn es darum geht, eine solche Aktivität zu finden. Eine Frau mit Demenz hat früher im Service gearbeitet und beherrscht deshalb immer noch das Kopfrechnen? Es bietet sich an, gemeinsam zu rechnen. Die Kursleiterin regt an, mit dem Mann, der nicht mehr redet, aber singt, die Lieblingslieder zu hören.

Findet heraus, welche Ressource der Mensch mit Demenz hat. Schöpft gemeinsam daraus Kraft und Energie.

Jolanda Casutt, Kursleiterin «Alltagsgestaltung bei Demenz» des SRK Graubünden

Eine Frau sitzt an einem Tisch, vor sich hat sie Fotos von verschiedenen Autos.
Annina Steinemann sortiert im Kurs die Fotos von Autos nach der Marke - das ist eine Idee, wie man einen Menschen mit Demenz aktivieren kann, der sich für Autos interessiert.

Im Alltag mit Demenz leicht umsetzbare Aktivitäten

Manuela Tobler weiss sofort, was die Leidenschaft ihres Schwiegervaters ist: «Er liebt Pflanzen, vor allem Orchideen. Wenn wir draussen sind, weiss er alles über die Pflanzen, die wir sehen.» Der Kurs hat ihr im Umgang mit ihrem Schwiegervater mehr Sicherheit gegeben und die Bestätigung, weiterhin mit ihm im Garten über die Pflanzen zu sprechen. Sie weiss nun, wie wenig es braucht, um für einen Menschen mit Demenz da zu sein und ihn zu verstehen.

GUT ZU WISSEN

Demenz und Alzheimer – was ist der Unterschied?

Demenz ist ein Überbegriff für verschiedene Erkrankungen, die das Gedächtnis, das Denken und den Alltag beeinträchtigen. Sie kann in leichten, mittleren und schweren Formen auftreten. Alzheimer ist die häufigste Demenzerkrankung. Sie entwickelt sich langsam über viele Jahre und führt schrittweise zu immer ausgeprägteren Demenzsymptomen.

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